Schulsportpraxis und Fortbildung

Das Leisten erfahren, verstehen und einschätzen (D)

Es ist eine grundlegende pädagogische Aufgabe aller Fächer in der Schule, die Lern- und Leistungsbereitschaft zu fördern. Sie steht in engem Zusammenhang mit dem Üben und konzentrierten Arbeiten an bestimmten Aufgaben. Der Sport eignet sich darüber hinaus in der Schule als Feld, auf dem der Umgang mit Leistungen exempla- risch erfahren und reflektiert werden kann: Sportliche Handlungen legen es nahe, als Leistungen bewertet und als ich-bedeutsam ausgelegt zu werden. Kriterien und Regeln, unter denen das geschieht, sind vergleichsweise leicht verständlich. Die typischerweise unmittelbare Rückmeldung über das Ergebnis macht im Sport die Erfahrung der eigenen Leistungsentwicklung, aber auch ihrer sozialen Bewertung besonders anschaulich.

Durch Leistungen im Sport können junge Menschen soziale Anerkennung und Selbstbewusstsein gewinnen; die Erfahrung, immer wieder hinter den Erwartungen und den Ergebnissen der anderen zurückzubleiben, kann das Selbstwertgefühl aber auch empfindlich beeinträchtigen. Die Gestaltung von Leistungssituationen ist daher eine pädagogisch verantwortungsvolle Aufgabe. Sie schließt ein, nicht nur sportliche Leistungen verbessern zu können, sondern auch zu wissen, wie das möglich ist, und zu verstehen, inwiefern es sinnvoll ist.

Zunächst geht es darum, dass alle Schülerinnen und Schüler immer wieder vielfältige, individuell angemessene Herausforderungen erhalten, Leistungen zu vollbringen und zu verbessern. Dabei hat die Erfahrung des individuellen Leistungsfortschritts pädagogisch Vorrang vor dem Vergleich mit anderen. Es gilt, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu stärken und die Erfahrung zu vermitteln, was sich durch Anstrengung, Üben und Trainieren sowie eine angemessene Lebensweise erreichen lässt. Leistungserziehung ist aber auch eine Aufgabe sozialen Lernens, so dass Schülerinnen und Schüler mit dem Leistungsvermögen und den Empfindungen anderer verständnisvoll umgehen können. Dies gilt vor allem auch im gemeinsamen Unterricht von Nichtbehinderten und Behinderten; besonders zu fördern ist im Schulsport die Erfahrung gemeinsam erarbeiteter Leistung. Da sportliche Leistungen keine objektiven und absoluten Größen sind, sondern durch soziale Vereinbarungen und Vergleich ermittelt werden, lassen sie sich in der Gruppe mit modifizierten Spiel- und Wettkampfregeln angemessen variieren.

Die Schülerinnen und Schüler entwickeln ihre leistungsbezogene Handlungskompetenz und lernen insbesondere, sich an verschiedenen sportlichen Aufgaben zu erproben und ihr eigenes Leistungsvermögen im jeweiligen Sozialgefüge zu verstehen und zu verbessern.