Eine Hilfestellung für den Anfängerschwimmunterricht bei abgesenkten Wassertemperaturen

Wasser ist 25-mal wärmeleitfähiger als die Luft. Ein Körper gibt im Wasser drei bis viermal so viel Wärme ab wie an Land. Die Folge ist, dass der Körper – besonders bei Kindern – sehr schnell auskühlt. Dieser Auskühlungseffekt wird beim Schwimmen noch dadurch verstärkt, dass große Muskelgruppen beansprucht werden, die einen zusätzlichen Sauerstoffbedarf erzeugen. Furcht vor dem Wasser kann die Atemfrequenz ebenfalls erhöhen und so das Frieren verstärken.

Vgl. https://www.unfallkasse-nrw.de/fileadmin/server/download/Regeln_und_Schriften/Informationen_Schueler-UV/202-079-2016.pdf, S. 15

Organisatorische Hinweise

Damit die Schülerinnen und Schüler nicht frieren, empfehlen wir folgende Materialien/ Gegenstände zusätzlich zu den üblichen „Schwimmsachen“ einzupacken:

  • ein zweites großes Handtuch oder einen Bademantel für die Aufenthaltszeiten außerhalb des Wassers während des Schwimmunterrichtes
  • Kopfbedeckung für die Zeit nach dem Schwimmunterricht
  • evtl. einen warmen Tee in einer kleinen Warmhalteflasche

 

Didaktische Tipps

Allen Kindern soll vor dem Schwimmen empfohlen werden, die Duschtemperatur etwas abzusenken oder kalt zu duschen, wenn im Anschluss der Unterricht im Wasser sofort beginnt. Dann wird das Beckenwasser im Anschluss als relativ warm empfunden. Das etwaige Duschen mit kaltem Wasser vor Beginn des Schwimmunterrichtes sollte bei Schwimmanfängerinnen und –anfängern aber nicht erzwungen werden!

Alle Übungsformen / Spielformen sollen, wenn möglich, einen hohen Aktivierungsgrad bzw. eine hohe Bewegungsintensität haben. Optimal ist es, wenn alle Schülerinnen und Schüler in Bewegung sind. Variationsreiche Bewegungsaufgaben lassen die Kinder den Kältereiz vergessen. Aufgabenstellungen sollen präzise und mit wenigen Worten erfolgen.

Nichtschwimmerinnen und Nichtschwimmer profitieren von den Spiel- und Übungsformen mit hohem Aktivierungsgrad, da die Bewegung ein Auskühlen verhindert. Gleichzeitig werden Wassergewöhnung und die Grundfertigkeiten (Niveaustufe1 und 2) geschult.

Übungs- und Spielformen können oft sehr gut mit Elementen des Aquajoggings / der Aquafitness (Water-Running, Hampelmann, …) verbunden werden.

Eine systematische Planung des Schwimmunterrichts unter dem Aspekt einer hohen Aktivierung muss von der Sportlehrkraft individuell und abgestimmt auf die jeweiligen Bedarfe der Kinder, der materiellen Bedingungen vor Ort und der Gruppengröße geplant werden.

Grundsätzlich eignen sich zur Wassergewöhnung bei abgesenkten Wassertemperaturen alle bekannten Bewegungsformen und Spiele mit hoher Bewegungsintensität, bei denen der Bodenkontakt und die aufrechte Körperhaltung weitgehend erhalten bleiben.

 

 

Beispiele für Spiele zur Wassergewöhnung

 

Wasserpolizei

Ein Kind stellt sich in die Mitte des Beckens und ist die Wasserpolizei. Die übrigen Kinder gehen gleichmäßig verteilt in die Ecken. Die Wasserpolizei bestimmt nun, wer die Ecken tauschen darf und in welcher Art, z. B., gehend, hüpfend, tauchend etc.


Wasserball im Kreis

Fünf Kinder bilden einen Kreis und fassen sich an den Händen an. Ein Schwimmring oder ein Wasserball befinden sich in der Mitte. Der ganze Kreis versucht nun, gemeinsam den Schwimmring oder den Wasserball einem der Mitspielenden zuzuspielen. Verboten ist es, die Hände loszulassen oder die anderen Mitspielerinnen und Mitspieler zu schubsen.

Variante A) Wer von dem Ball als Erstes berührt wird, scheidet aus.

Variante B) Die Kinder versuchen, möglichst nahe an den Ball oder den Schwimmring zu kommen. Wer ihn berührt, erhält einen Pluspunkt.

 

Wellengang

Variante A): Die SuS befinden sich auf einer Seite des Schwimmbeckens und halten sich an der Kante/Überlaufrinne fest. Im gleichen Takt ziehen sie sich abwechselnd an die Beckenwand ran und drücken sich wieder von dieser ab.

Variante B). Die SuS befinden sich auf einer Seite des Schwimmbeckens und halten sich an der Kante/Überlaufrinne fest. Mit den Beinen und Füßen „strampeln“ sie feste ins Wasser.

 

Fließband

Die Kinder stellen sich in zwei Reihen gegenüber auf und geben dem Gegenüber die Hände. Ein Kind legt sich nun auf dieses „Fließband“ und wird von den anderen Mitspielern ans Ende befördert, von wo aus es ins Wasser gleitet.

 

Karussell

Das Karussell muss mindestens von sechs Schülerinnen oder Schülern gebildet werden. Alle Karussell Mitspieler und Mitspielerinnen stellen sich im Kreis auf und halten sich an den Händen fest. Jede/jeder Zweite legt sich in Rückenlage aufs Wasser. Die anderen Kinder stehen und beginnen sich im Uhrzeigersinn fortzubewegen. Das „Karussell“ dreht sich dadurch erst ganz langsam, kann aber auch immer schneller werden.

 

Der weiße Hai

Je Gruppengröße werden zwei oder drei Kinder als „Haie“ bestimmt. Diese bekommen z. B. einen Tauchring als Kennzeichnung. Die „Haie“ müssen nun versuchen, die anderen Mitspielenden, die Fische”, zu fangen. Wird ein „Fisch“ gefangen, wird sie oder er zum „Hai“ und der „Hai“ wird zum „Fisch“.

 

Zielen und Treffen

Ein Kind bekommt einen Wasserball, wird zur Fängerin bzw. zum Fänger und muss mit dem Ball versuchen, eine Mitspielerin oder einen Mitspieler durch Berühren mit dem Ball zu fangen. Die Kinder können sich durch Abtauchen und Wegschwimmen davor schützen. Sind sie getroffen, tauschen sie die Rolle mit der Fängerin/dem Fänger und werden selbst zur Fängerin/ zum Fänger.

 

Bäumchen wechsle Dich

Im Wasser schwimmen große Schwimmringe und/oder Schwimmmatten. Alle Schülerinnen und Schüler befinden sich im Wasser. Die Lehrkraft steht am Beckenrand. und sagt: Bäumchen, Bäumchen, wechsle Dich!”, dann müssen alle Schülerinnen und Schüler die Gegenstände aufsuchen. Auf eine Schwimmmatte dürfen drei Personen, in den Ring dürfen fünf Personen.

Variante: Eine Person bleibt auf jeden Fall übrig, da es einen Platz weniger gibt als es Teilnehmende gibt. Diese Person darf dann z. B. bei der nächsten Runde das Kommando geben.

 

Poolnudelstaffel

Je nach Größe der Gruppe transportieren zwei SuS eine weitere Schülerin oder einen weiteren Schüler auf einer Poolnudel sitzend durch das Wasser. Entsprechend der Größe des Nichtschwimmerbeckens können mehrere Gruppen gleichzeitig starten.

 

Literatur

AHREND, L. (2002). Kleinkindschwimmen. Meyer & Meyer Verlag, Aachen

WILKE, K.(1976). Anfängerschwimmen. Eine Dokumentationsstudie. Schriftenreihe

des Bundesinst. für Sportwissenschaft (Bd. 6). Schorndorf: Hofmann.

 

WILKE, K. (1988). Schwimmsport Praxis. Hamburg: Rowolth-Verlag.

https://www.flipsnack.com/evoletics/schwimmen-lehren-und-lernen/full-view.html (30.September 2022)

https://shop.evoletics.de/schulsport/schwimmen-lehren/70/handkartenset-fuer-die-schwimmlehrkraft-wasserfest (30.September 2022).

https://www.unfallkasse-nrw.de/fileadmin/server/download/Regeln_und_Schriften/Informationen_Schueler-UV/202-079-2016.pdf

https://wetzlar.dlrg.de/fileadmin/groups/7210040/Spiele_im_.pdf

 

Für den Bäderbetrieb sind u.a. die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen e. V. (DGfdB), des Deutschen SchwimmVerband e. V. sowie des Deutschen Olympischen Sportbundes e. V. „Richtlinien für den Bäderbau“ zu nennen. Dort werden Temperaturempfehlungen gegeben.