Der Doppelauftrag des Schulsports zielt auf eine umfassende Handlungskompetenz der Schülerinnen und Schüler, die im Feld von Bewegung, Spiel und Sport unter verschiedenen pädagogischen Perspektiven aufzubauen ist. Hierzu lässt sich unter jeder pädagogischen Perspektive etwas Wesentliches – ein wahrnehmungsbezogener, gestaltungsbezogener, gesundheitsbezogener Baustein etc. – beitragen: Der Doppelauftrag wird perspektivisch konkretisiert (vgl. Kap. 2.1).
Pädagogische Perspektiven sind Blickrichtungen, die man auf Sport in der Schule einnehmen kann. Solche Sichtweisen bringen Kinder und Jugendliche als individuelle Sinngebungen mit, so dass Lehrkräfte diese aufgreifen, didaktisch gestalten und vertiefen können. Von jedem perspektivischen Standpunkt erscheint das Handlungsfeld „Bewegung, Spiel und Sport“ in einem anderen Licht. Bestimmte Inhalte – Bewegungsfelder und Sportbereiche – werden auf diese Weise schwerpunktartig zum Thema gemacht. Unter jeder pädagogischen Perspektive verbinden sich hiermit lohnende Möglichkeiten der Sacherschließung und Entwicklungsförderung. Dabei lässt sich von lebensweltlichen Erfahrungen und individuellen Erwartungen der Kinder und Jugendlichen ausgehen, um diese in pädagogisch reflektierten Vorhaben zu erweitern.
Die Anzahl und Abgrenzung der pädagogischen Perspektiven sind weder unabänderlich noch beliebig. Aus fachdidaktischer Sicht repräsentieren die in den Rahmenvorgaben unterschiedenen sechs pädagogischen Perspektiven aber eine angemessene Vielfalt zwischen Eindimensionalität und Unübersichtlichkeit. Die Reihenfolge der sechs pädagogischen Perspektiven drückt keine Gewichtung aus, denn prinzipiell sind alle Perspektiven gleich bedeutsam. Da der Doppelauftrag des Schulsports nur unvollständig erfüllt wird, wenn auch nur eine von ihnen vernachlässigt wird, müssen bei der Unterrichtsinszenierung auch die zuweilen weniger im Fokus stehenden Perspektiven ausreichende Beachtung finden.
Das pädagogisch Bedeutsame der Perspektiven entfaltet sich nicht von selbst, sondern bedarf einer verantwortungsbewussten Auswahl der Inhalte und einer methodisch überlegten Gestaltung. Hierbei ist zu beachten, dass Sporttreiben unter jeder Perspektive ambivalent ist, also Potenziale sowohl der Förderung als auch der Gefährdung birgt. In diesem Zusammenhang bieten sich für Schülerinnen und Schüler wichtige Lerngelegenheiten, ihr Sporttreiben zunehmend selbstständig und eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen. Entsprechende Unterrichtsvorhaben sowie außerunterrichtliche Angebote sollen das thematisch vielfältig unterstützen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass zwar die folgenden Ausführungen zu den einzelnen pädagogischen Perspektiven die angezielten Lernergebnisse betonen, aber der Sinn, der unter der jeweiligen Perspektive erschlossen werden soll, auch schon im Prozess als erfüllte Gegenwart erlebt werden kann.
Insgesamt kann der Zugang über pädagogische Perspektiven als zentrales Prinzip des erziehenden Schulsports begriffen werden: Mehrperspektivität kommt auch den durch das inklusive Lernen zunehmend heterogenen Schülervoraussetzungen entgegen, ermöglicht jeweils spezifisch zwischen Individuum und Sache zu vermitteln und öffnet ein breites Spektrum an sportbezogenen Bildungschancen (vgl. Kap. 2.3). Unter allen sechs pädagogischen Perspektiven sollen die Schülerinnen und Schüler praktisches Können und Wissen erwerben, etwas lernen und leisten. Darüber hinaus lässt sich fächerübergreifend an allgemeine Aufgaben der Schule wie Gesundheitsförderung, Umgang mit Heterogenität, soziale Integration und Ganztagsentwicklung anknüpfen.