Expertinnen- und Expertenhearing "(Mental) Fit durch Bewegung, Spiel und Sport - Mehr MOVE im Leben junger Menschen" am 22.-23.02.24 in Berlin

ZUSAMMENFASSENDE EINORDNUNG DER BEFUNDE
Im Vergleich zu älteren Studien (z. B. MediKuS; Züchner, 2013) scheint sich der Anteil an Nichtsportler*innen um 5 bis 9 Prozentpunkte erhöht zu haben. Zugleich ist der Anteil an Sportvereinsmitgliedern in den letzten zehn Jahren um mehr als 11 Prozentpunkte gesunken. Mediale Freizeitaktivitäten scheinen hingegen weiter an Bedeutung zu gewinnen. Die Corona-Pandemie scheint den Trend zur „Versportung des Jugendalters“ (Mutz & Burrmann, 2017) gebrochen oder zumindest unterbrochen zu haben. Es bleibt abzuwarten, ob die Beteiligungsquoten im Sport in den nächsten Jahren wieder steigen.

Um Kinder und Jugendliche für Bewegung, Spiel und Sport zu gewinnen und längerfristig zu binden, sollten deren Motive und Bedürfnisse nach sozialer Einbindung, Kompetenzerfahrung und Autonomie (Deci & Ryan, 2000) aufgegriffen werden. Unsere Daten deuten darauf hin, dass Jugendliche und vermutlich auch die Eltern der befragten Kinder mit den verschiedenen sportlichen Settings teilweise die Befriedigung verschiedener Motive/Bedürfnisse verknüpfen. Etwas für die Figur zu tun scheint beispielsweise eher bei kommerziellen Anbietern oder allein zu erfolgen und weniger im Verein.

Die subjektiven Gesundheitseinschätzungen scheinen auf ähnlichem Niveau zu liegen wie Daten vergleichbarer Studien aus der Vor-Corona Zeit (HBSC-Studie 2017/18, Kaman et al., 2020). Unsere Daten deuten darauf hin, dass sportlich aktive junge Menschen ihre mentale Gesundheit positiver einschätzen als sportlich weniger aktive Altersgleiche. Aufgrund des querschnittlichen Designs ist die Wirkrichtung offen.

Der Vereinssport nimmt im Rahmen des außerunterrichtlichen Sports eine überragende Position ein. Kein anderes organisiertes Sportsetting bindet so viele Kinder und Jugendliche. Die Zugangsschwelle scheint für Vereinsangebote aber nach wie vor höher zu sein als zu sportlichen Angeboten im Ganztag oder in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (Mutz & Burrmann, 2009). Kooperationen und Netzwerke zwischen Sportvereinen und Schulen bzw. Trainer*innen und Sozialpädagog*innen könnten eine Chance sein, eher sportferne Kinder und Jugendliche für Sport und Bewegung in der Freizeit zu gewinnen. Die Schaffung von Synergien zwischen den Sport anbietenden Institutionen dürfte auch dazu beitragen, dass mehr junge Menschen sowohl in der Schule als auch im Verein oder in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sportlich aktiv sind.

Präsentation Hearing 2024 (244 Seiten)

Forschungsergebnisse (28 Seiten)