Schulsportpraxis und Fortbildung

Wahrnehmungsfähigkeit verbessern, Bewegungserfahrungen erweitern (A)

Die Wahrnehmungsfähigkeit eines Menschen entwickelt sich an den Aufgaben, die er seinen Sinnen stellt. Unter heute typischen Lebensbedingungen konzentriert sich Wahrnehmung einseitig auf bestimmte Formen des Sehens und Hörens. Es ist eine Herausforderung für die Schule dem entgegenzuwirken: Eine vielseitige, entwicklungsgerechte Ansprache aller Sinne fördert das Lernen und zugleich die allgemeine Lernfähigkeit und ist eine Basis für gesundheitsbewusstes Handeln. Das gilt für alle Schulfächer und für alle Schulstufen.

Bewegungsaufgaben im Sport stellen vielseitige Anforderungen an die Wahrneh- mungsfähigkeit. Sie stimulieren auch vestibuläre, kinästhetische und taktile Wahrnehmungen und fördern deren Integration. Dies kommt dem motorischen Lernen und der sportlichen Leistungsfähigkeit zugute. Zugleich lässt sich über die Erweiterung des Bewegungskönnens die Wahrnehmungsfähigkeit differenzieren. Das ist für die Entwicklung und das Lernen im Kindes- und Jugendalter grundlegend. Bewegungs- aufgaben, die z. B. Anforderungen an Gleichgewichts- und Spannungsregulierung, Auge-Hand-Koordination und räumliches Sehen stellen, sind in dieser Hinsicht aufschlussreich und förderlich zugleich, für den Schulsport daher unverzichtbar.

Bewegung ist der fundamentale Zugang zur Erfahrung des Selbst und der Welt. Der erkundende, spielerische Umgang mit der materialen Umgebung und die Erschließung von Körpererfahrungen durch Bewegung gehören ebenso in den Sportunterricht wie die Vermittlung funktionaler Bewegungstechniken des Sports. Mit dem individuellen Bewegungsrepertoire entwickelt sich zugleich die Wahrnehmung der Welt und des eigenen Körpers. Indem Heranwachsende z. B. schwimmen und tauchen lernen, gewinnt für sie das Wasser eine weitere Bedeutung und sie erfahren Neues über sich selbst. Ähnliches gilt für die Eroberung der dritten Dimension beim Klettern oder das Spiel mit der Schwerkraft beim Springen. Die sinnlichen Empfindungen beim Sich-Bewegen reizen zu weiterer körperlicher Aktivität und tragen dazu bei, die Freude an der Bewegung zu erhalten. Indem solche Empfindungen im Sport durch eigenes Tun erschlossen und kontrolliert werden können, stärken sie zugleich das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

Die Schülerinnen und Schüler entwickeln ihre wahrnehmungsbezogene Handlungskompetenz und lernen insbesondere, alle Sinne zu nutzen sowie mithilfe eines differenzierten Wahrnehmungsvermögens und der gesammelten Bewegungserfahrungen ihr eigenes Bewegungskönnen auszubauen.