Schulsportpraxis und Fortbildung

Sich körperlich ausdrücken, Bewegungen gestalten (B)

Der menschliche Körper, vor allem der Körper in Bewegung, ist ein Träger von Botschaften der Person. Gerade junge Menschen definieren sich über ihren Körper; ihr Körperkonzept ist wesentlicher Teil ihres Selbstkonzepts. Eine anerkannte Entwicklungsaufgabe besteht darin, im Einklang mit der eigenen Körperlichkeit leben zu lernen. Sie schließt auch ein, dass Jugendliche urteilsfähig gegenüber Vorgaben werden, wie man aussehen und sich bewegen sollte. Der Sport bietet in der Schule mehr Anlässe als jedes andere Fach, die Ausdrucksmöglichkeiten des Körpers zu erproben und zu reflektieren. Die Identifikation mit der eigenen Bewegung bringt es mit sich, dass Arbeit am Bewegungsausdruck immer auch Arbeit am Ich ist. Zur Aufgabe des Schulsports gehört es, junge Menschen bei dieser Arbeit zu unterstützen.

Unter dieser Perspektive soll sich die Vielfalt des individuellen Bewegungsrepertoires über das instrumentell Zweckmäßige hinaus erweitern: mit der Bewegung spielen, sich über Bewegung ausdrücken, Bewegungskunststücke erproben, Bewegungsvorlagen nachgestalten und eigene Bewegungsideen ausformen. Damit sollen alle Schülerinnen und Schüler an geeigneten Beispielen auf einem für sie angemessenen Niveau in Berührung kommen. Bewegung bietet sich hier als ein Medium ästhetischer Erziehung an. Mit der Entwicklung individuellen Könnens ergeben sich Anlässe, die Wahrnehmung zu schärfen, die Gestaltungsfähigkeit auszuprägen und das Urteilsvermögen zu vertiefen. Zugleich gibt es unter dieser Perspektive spezifische Gelegenheiten für Kooperation, soziales Lernen und Gemeinschaftserlebnis; die Ge- staltung von Bewegungen mit der Partnerin oder dem Partner und in der Gruppe ist bevorzugt zu fördern.

Da die Ausdrucksqualität des Körpers geschlechtstypisch gedeutet wird, eröffnet der koedukative Unterricht unter dieser Perspektive spezifische Chancen sozialer Erfahrung, kann in bestimmten Entwicklungsabschnitten und Lerngruppen aber auch an seine Grenzen stoßen. Das macht eine Verständigung über Vorerfahrungen und Vorurteile, über Gestaltungskriterien und Präsentationsformen erforderlich. Unterschiedliche Körpersprachen, Bewegungsmuster und Ausdrucksformen in den Ethnien einer Klasse liefern zudem lohnende Ansatzpunkte, um interkulturelles Lernen zu fördern.

Die Schülerinnen und Schüler entwickeln ihre gestaltungsbezogene Handlungskompetenz und lernen insbesondere, körperliche Ausdrucksmöglichkeiten zu nutzen und an geeigneten Bewegungsaufgaben das jeweilige Potenzial der Bewegungsgestaltung für sich und mit anderen reflektiert auszuschöpfen.