Schulsportpraxis und Fortbildung

Praxis-Theorie Verknüpfung

Sportunterricht ist in keiner Schulstufe bloße Praxis - das widerspräche dem Unterrichtsbegriff. Gemäß der Entwicklung der Schülerinnen und Schüler ist der Schulsport zunehmend als reflektierte Praxis zu inszenieren.

Der Unterricht in den Sportkursen der gymnasialen Oberstufe wird im Lehrplan Sport ausdrücklich in den generellen Auftrag dieser Schulstufe eingebunden. Es gilt, "Selbstständigkeit und die verstärkte Bewusstheit des Lernens zu fördern, d. h. die reflexiven Unterrichtsanteile und die Vermittlung von Methoden und Formen selbstständigen Lernens eng mit dem eigenen sportpraktischen Handeln zu verzahnen." (LP Sport, S. 8)

Die hier geforderte enge Verbindung von Theorie und Praxis im Sportunterricht der gymnasialen Oberstufe geht von einem ganzheitlichen Lernbegriff aus. Schülerinnen und Schüler sind gleichermaßen Subjekt wie Objekt in ihrem Lernprozess, in dem es unter der jeweils aktuellen Thematik eines Unterrichtsvorhabens um sportliches Können, fachliches Wissen und fachmethodische Kompetenz geht.

Zudem tritt diese Forderung dem Missverständnis entgegen, die Übungsstätte sei der Sportpraxis vorbehalten und die Sporttheorie werde im Klassenraum vermittelt. Bei der Charakterisierung des Grundkurses Sport heißt es im Lehrplan: "Grundkursunterricht ist überwiegend Bewegungszeit. Das eigene sportliche Handeln ist Ausgangspunkt und Zentrum des Unterrichts. Lernort ist daher in aller Regel die Übungsstätte. Um die dort in unmittelbarer Anknüpfung an das Bewegungshandeln vermittelten Erfahrungen, Kenntnisse und Einsichten zielbewusst zu strukturieren bzw. zu vertiefen oder auch zu überprüfen, ist es zulässig, auch den Grundkursunterricht vereinzelt im Klassenraum durchzuführen." (LP Sport, S. 38)

Praxis-Theorie-Bezug im Lehrplan Sport

"Die Schülerinnen und Schüler eignen sich in unmittelbarer Verknüpfung ihres sportpraktischen Tuns mit dessen reflexiver Durchdringung einschließlich weiterführender Fragestellungen zur Bedeutung von Bewegung, Spiel und Sport in unserer Gesellschaft Fachwissen an. Außerdem lernen sie, wissenschaftliche Verfahrensweisen im Rahmen selbstständigen Arbeitens anzuwenden und das eigene sportliche Handeln wie das anderer begründet zu bewerten.

Diese enge Verbindung von unmittelbar erlebtem sportpraktischen Handeln und dessen reflexiver Bearbeitung trägt nicht nur zur Entwicklung sportfachlichen Könnens bei, sie erweitert auch die Fach- und Methodenkompetenz. Hier erleben die Schülerinnen und Schüler zwei verschiedene Zugänge zur Wirklichkeit. Sie machen einerseits praktisch-körperliche Erfahrungen (z. B. zur körperlichen Leistungsfähigkeit in unterschiedlichen Anforderungsbereichen und unter verschiedenen Bedingungen: "Körper-Wissen"), zum anderen machen sie sich mit wissenschaftlichen Erklärungen solcher Erfahrungen vertraut (z. B. in Form biologischer und psychologischer Kenntnisse: "Wissenschafts-Wissen"). Indem sie diese beiden Aussagesysteme vergleichen und deren unterschiedliche Reichweiten erkennen, werden ihnen zugleich auch Möglichkeiten und Grenzen sowie die Ergänzungsbedürftigkeit wissenschaftlicher Aussagen bewusst. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse und insbesondere die Möglichkeit, diese im Rückbezug auf die eigene Sport- und Bewegungspraxis unmittelbar wieder Gewinn bringend anwenden zu können, machen sie zunehmend selbstständig und unabhängig von Trends und leitenden Autoritäten." (LP Sport, S. 8)